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Die frühere Geschichte

Die ersten 1500 Jahre

Stüsslingen liegt auf 450 m ü.M., südlich am Fusse der Jurabergkette, und wurde im 5. Jahrhundert von den Alemannen bevölkert. Der Name Stüsslingen wurde das erste Mal erwähnt, als germanische Stämme sich in der Schweiz ausbreiteten. Eine alemannische Sippe, die sich in unserer Gegend ansiedelte, benannte den Ort Stutzleo oder Stussilio. In Stüsslingen, das im Jahre 1224 namentlich erwähnt wurde, besassen die Froburger Landgebiete, die sich später teilweise an die Klöster St. Urban und Schöntal ob Langenbruck verschenkten. Den grössten Teil verkauften die Grafen im Jahre 1266 an das Stift Schönenwerd. Nach einer alten Urkunde mussten unsere Vorfahren einem Kastvogt, der vom Bischof von Strassburg eingesetzt wurde, ihren Obulus entrichten. Zur Zeit des Kaisers Karl dem Grossen gehörte die Gemeinde zum Buchsgau.

Der Kirchensatz, anno 1323 urkundlich erwähnt, wechselte mehrmals den Besitzer: von Dietmar von Olten an Niklaus Stieber in Aarau, über dessen Söhne zu Konrad Schaffhausen und wieder zurück an die Stieber-Söhne, die dann den Satz an das Johanniterhaus in Biberstein veräusserten. Da sich die Stadt Bern später der Komturei Biberstein bemächtigte, erlebten unsere Urahnen die Folgen der Reformationszeit mit. Die Güter des Stifts Schönenwerd wurden der Kastei-Vogtei des Freiherrn von Gösgen als Lehen übergeben, womit nach den Habsburgern die Freiherren von Gösgen regierten. Notgedrungen, durch die Kriegerischen Wirren, mussten 1458 die Falkensteiner die Burg und die Herrschaft der Stadt Solothurn verkaufen, womit die Gemeinde wie das gesamte Niederamt unter solothurnische Herrschaft kam. Solothurn machte daraus die Vogtei Gösgen, mit einem Vogt auf dem Schloss Wartenfels. Der Untervogt in der Gemeinde trieb die Zehnten ein, und die Untervögte bildeten den gemeinsamen Gerichtskreis.

Auf Drängen des Vogtes und der Gläubigen von Gösgen, die während Jahrhunderten den Gottesdienst in Stüsslingen besuchten, beschloss die Obrigkeit 1629 den Bau der neuen Kirche unterhalb des Dorfes, die 1653 eingeweiht wurde und heute unter Denkmalschutz steht und als Friedhofkapelle dient.

1705 war Niedergösgen bevölkerungsmässig kleiner (257) als Stüsslingen (287). Zu dieser Zeit hatte unser Dorf bereits einen Dorfkern mit Gehöften entlang des Baches, wo für Mensch und Tier das Wasser vorhanden war. Noch immer bestand ringsum ein Waldgürtel zum Schutz des Dorfes. Das Anwachsen der Bevölkerung anfangs des 18. Jahrhunderts bedingte vermehrte Waldrodungen, um Wies- und Ackerland zu gewinnen und de Getreideanbau sicherzustellen. Nebst dem Zehnten hatten die Bewirtschafter einen Bodenzins an die gnädigen Herren in Solothurn, dem Stift Werd, der Stadt Aarau oder der Ortskirche zu entrichten.

In dieser Zeit lebten fast alle von der Landwirtschaft, zum Teil vom Weben («Pasimänte») und Handwerkern, die ihr Auskommen meistens im Taglohn, auf der Stör oder auf der Wanderschaft suchen mussten. Die Industrie in der Nachbarschaft (Bally Schönenwerd) brachte manchen ein besseres Einkommen, doch bebauten viele Fabrikarbeiter, oft notgedrungen zum Selbsterhalt, ein kleines Heimwesen, um ihre Familie zu ernähren.

Öffentliche Bauten

Das alte Schulhaus aus dem Jahre 1828 war 1937/38 renoviert und erweitert worden. Im gleichen Zeitpunkt wurde das alte Spritzenhaus bei der Käserei erstellt. 1973 konnte die Mehrzweckhalle mit Baukosten von 1 970 000 Franken eingeweiht, das Feuerwehrmagazin erweitert, der Kindergarten für Fünf- und Sechsjährig eröffnet, Vereins-Nebenräume und eine Sportplatzanlage erstellt werden. 1986 wurden zwei neue Schulräume bezogen, wobei die stets wachsende Schülerzahl bereits die Planung weiterer Schulräume bedingte. 1992/93 wurden zusammen mit der Sanierung der Mehrzweckhalle weitere Schulräume errichtet. Seither dient das alte Schulhaus aus dem Jahre 1828 als Gemeindehaus.

Bautätigkeit

Eine grosse Aufgabe und Belastung für die Gemeinde war 1935 bis 1938 der Ausbau der Kantonsstrasse durch das Dorf. Da musste das Stöckli, oberhalb des Restaurants Kreuz, abgerissen und der Bach zum Teil eingedolt werden. Für den privaten Wohnungsbau war praktisch kein Bauland vorhanden. Die Wende kam erst nach der Güterregulierung im Jahre 1950, wo für 2400 Einwohner Land ausgeschieden wurde.

Verkehr

Lagemässig war unser Dorf für die Verkehrserschliessung zu Beginn dieses Jahrhunderts ungünstig. Der Zugang in die Regionen Olten und Aarau war länger und beschwerlicher als für andere Gemeinden im Niederamt und der jenseits der Aare gelegenen Orte, die von der Eisenbahn profitieren konnten. Unsere Dorfbevölkerung war mit Aarau als nächstgelegener Stadt schon immer wirtschaftlich stark verbunden. Dort tätigte man die Einkäufe und traf sich am wichtigen Viehmarkt. Das grosse Hindernis für den Zugang nach Olten bildete einerseits die weite Entfernung und andererseits der Aareübergang.

Nach 1903, als die eisenkonstruierte Brücke Rankwoog in Winznau erbaut wurde, konnte Olten besser erreicht werden. Als nach dem ersten Weltkrieg das Bahnprojekt (Variante Schafmatt-Tunnel) ganz aufgegeben wurde, tauchte im Jahre 1923 ein neues Projekt der PTT zur Schaffung einer Busverbindung Olten-Aarau auf. Ein Komitee schritt zur Selbsthilfe für die Gründung eines kommunalen Unternehmens mit Beteiligung der Stadt Olten und des Kantons Solothurn.

Die Automobilgesellschaft Olten-Lostorf-Stüsslingen – von den interessierten Gemeinden (Olten, Winznau, Obergösgen, Lostorf, Stüsslingen) als Aktiengesellschaft gegründet – nahm 1924 den Betrieb auf. Die Automobilgesellschaft erbaute in Stüsslingen ihre erste Garage und entwickelte sich gut und trug zur steten Entwicklung unserer Gemeinde und des Gösgeramtes wesentlich bei. Mit der Erweiterung der Buslinie nach Niedererlinsbach, später nach Niedergösgen-Obergösgen, und der erweiterten Fahrgelegenheit nach Rohr wurde eine Verkehrslücke geschlossen.